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pax christi

menschen machen frieden - mach mit.

Unser Name ist Programm: der Friede Christi. 

pax christi ist eine ökumenische Friedensbewegung in der katholischen Kirche. Sie verbindet Gebet und Aktion und arbeitet in der Tradition der Friedenslehre des II. Vatikanischen Konzils. 

Der pax christi Deutsche Sektion e.V. ist Mitglied des weltweiten Friedensnetzes Pax Christi International.

Entstanden ist die pax christi-Bewegung am Ende des II. Weltkrieges, als französische Christinnen und Christen ihren deutschen Schwestern und Brüdern zur Versöhnung die Hand reichten. 

» Alle Informationen zur Deutschen Sektion von pax christi

Friedenssymposium zum 71. Todestag von Franz Jägerstätter

12. Aug 2014

Bereits seit 30 Jahren versammeln sich Gläubige aus Italien, USA, Deutschland, Holland und Österreich am Todestag des Seligen Franz Jägerstätter in und um St. Radegund und geben ein Bekenntnis zum Frieden ab. Am 9. August 1943 wurde der innviertler Bauer und Kriegsdienstverweigerer Franz Jägerstätter in Brandenburg ermordet.

Im Gedenkjahr an den Ausbruch des 1. Weltkrieges kamen Gäste aus den USA nach St. Radegund, um an den Kriegsdienstverweigerer des 1. Weltkrieges Ben Salmon zu erinnern. Der Theologe und Ethiker Prof. Michael Baxter (De Paul University Chicago) war mit der Tochter Ben Salmons – Sr. Elisabeth Salmon und der Friedensaktivistin Pat McSweeney nach Österreich eingeladen worden, um einen Einblick in das Leben und Denken des amerikanischen Kriegsdienstverweigerers zu geben und Parallelen zu Franz Jägerstätter aufzuzeigen.

Kriegsdienstverweigerer des 1. Weltkriegs

Ben Salmon folgte 1917 nicht der Einberufungsaufforderung der US-Armee. Er brachte in zahlreichen Briefen an die US Regierung seine Einstellung zum Ausdruck: Der Krieg war mit seiner christlichen Einstellung nicht vereinbar. Salmon wandte sich in Folge auch oft gegen die Theorie des sogenannten „gerechten Krieges“. „Ich verweigere den organisierten Mord zu unterstützen. Ich muss Gott zuerst dienen. Indem ich ihm diene, ist es unmöglich, anders zu handeln“, so Ben Salmon in seinem Brief als Antwort auf die Einberufung. In den folgenden Jahren wurde Salmon mehrfach inhaftiert und 1918 von einem Kriegsgericht wegen „Propaganda und Desertation“ zu Tode verurteilt. Das Todesurteil wurde danach in 25 Jahre Haftstrafe umgewandelt. 
Obwohl der Krieg in Europa einen Monat später zu Ende war, wurde ihm die Haft nicht nachgelassen. Er engagierte sich auch in seiner Haft für den Frieden und wurde dafür mit Einzelhaft bestraft. Die amerikanische Bürgerrechtsbewegung nahm seine Argumente und seinen Fall auf und erreichte dadurch eine größere Aufmerksamkeit im ganzen Land. Sie und einige Personen aus der Katholischen Kirche bemühten sich um seine Freilassung und erreichten, dass er im November 1920 frei kam. 
Michael Baxter charakterisierte das Engagement Ben Salmons mit Beharrlichkeit, Glaubensstärke und dem konsequenten Folgen seines Gewissens. Baxter analysierte in seinem Vortrag in Tarsdorf auch die Situation der Katholischen Kirche in den USA zum Zeitpunkt des Ausbruches des 1. Weltkrieges. Wie viele andere Historiker auch, stellte Baxter fest, dass die Katholische Kirche den Krieg voll unterstützte. Die nationalistischen Ziele waren stärker als die Apelle des Papstes Benedikt XV. für den Frieden. „Die Christen waren nicht eins in Christus, sondern getrennt und Feinde“, so Baxters Analyse. 

Verbindung Salmon und Jägerstätter

In Tarsdorf kam auch die mögliche Verbindung zwischen Ben Salmon und Franz Jägerstätter zur Sprache. Beide waren Kriegsdienstverweigerer aus Gewissensgründen und aus dem christlichen Glauben heraus. Beide konnten die damaligen menschenverachtenden Ideologien durchschauen und aufzeigen. 
Auch durch die Beschäftigung mit Ben Salmon kam der amerikanische Historiker Gordon Zahn in seiner soziologischen Forschung mit dem Thema der „Gewissensverweigerung“ in Berührung. Seine Dissertation schrieb er zum Thema „Was befähigt uns dazu, nicht zu sehen, was passiert?“ Er stieß in diesem Zusammenhang auf Franz Jägerstätter, als einen Menschen, der „sah, was passierte“. Die Beschäftigung Gordon Zahns mit Franz Jägerstätter war wesentlich für die Jägerstätterrezeption. 

Seit 30 Jahren internationales Jägerstättergedenken zum Todestag 

 Den Gottesdienst am Abend leitete der Innsbrucker Diözesanbischof Dr. Manfred Scheuer. Er charakterisierte in seiner Predigt zuerst die „Architektur des Krieges“ als eine, die aus Dummheit und Stumpfheit krank macht und die Seele des Menschen schädigt. „Der Krieg hinterlässt tiefe Spuren in der Mentalität der Völker, er verdirbt und schädigt den Charakter der Menschen und macht die Seele einer Nation schlechter. Der Krieg ist nie eine einfache chirurgische Operation, er zieht im Gegenteil unkontrollierbare Konsequenzen nach sich.“ Scheuer ging ausführlich auf die Hintergründe und Folgen des Ersten Weltkrieges ein. „Eine Folge des Ersten Weltkrieges war die sich ausbreitende Vorstellung, dass unterschiedliche Menschen nicht zusammenleben können. Durch nationalistische Fehlentwicklungen sollten homogene Nationen geschaffen werden, in denen es keinen Raum für andere oder für Minderheiten gibt“, so Scheuer. 

Architektur des Friedens 

Er beschrieb dann als Gegenentwurf eine „Architektur des Friedens“. Als Säulen des Friedens nannte er die in der Enzyklika „Pacem in Terris“ von Papst Johannes XXIII. angeführten Säulen: Wahrheit, Gerechtigkeit, Liebe und Freiheit. „Franz Jägerstätter ist ein Vorbild und ein Zeuge dieser Säulen“, so Scheuer weiter: „Wir haben heute im Vortrag gehört, dass im 1. Weltkrieg dem Vaterland Altäre errichtet wurden. Franz Jägerstätter hat Ideologiekritik betrieben. Er war nicht dumm und verblendet, sondern klar und weitsichtig. Er ist Märtyrer, der vor die Alternative: Gott oder Götze, Christus oder Führer, gestellt war. Aus seinem gebildeten und reifen Gewissen heraus hat er ein entschiedenes Nein zum Nationalsozialismus gesagt.“ 

nach gec, Jägerstätter-Internetseite, zum Gedenken am 9.8.2014
Foto: Diözese Linz, Jägerstättertochter Maria Dammer am Grab von Franz und Franziska Jägerstätter mit den amerikanischen Gästen. V.l.: Maria Dammer, Sr. Elisabeth Salmon, Bischofsvikar Max Mittendorfer, Pat McSweeney, Michael Baxter